KFZ-Versicherung mit Werkstattbindung

Auf den ersten Blick scheint eine Kfz-Versicherung mit Werkstattbindung eine gute Idee zu sein – viele Versicherungen honorieren das mit bis zu 10 % niedrigeren Versicherungsprämien. Dem finanziellen Vorteil stehen jedoch entscheidende Nachteile gegenüber. Diese sollten Sie bei der Auswahl einer passenden Kfz-Versicherung nicht außer Acht lassen.

Was bedeutet Werkstattbindung in der Kfz-Versicherung?

Beim Abschluss einer Autoversicherung mit Werkstattbindung verpflichten Sie sich als Versicherungsnehmer, Ihr Auto nach einem Schadensfall nur in den Partnerwerkstätten des Versicherers reparieren zu lassen. Diese Regelung gilt ausschließlich für Kasko-Schäden – das heißt, wenn Ihr Fahrzeug Teil- oder Vollkasko versichert ist und die Versicherung die Kosten für eine Reparatur an Ihrem Fahrzeug übernimmt. Dies kann beispielsweise bei Lack- oder Glasschäden der Fall sein. Nicht versicherte Leistungen, wie Wartungsarbeiten, Inspektionen und Reparaturen, beispielsweise ein Wechsel der Bremsen, lassen sich nach wie vor in der Werkstatt Ihrer Wahl durchführen.

Vorteile für Versicherungsnehmer

Im Gegenzug zu dieser Verpflichtung reduziert die Versicherung Ihre Versicherungsprämie. Dies kann vor allem für Fahranfänger interessant sein. Durch die Einstufung in eine hohe Bonus/Malus Stufe fallen hohe Versicherungsbeiträge an. Bei einer Kfz-Versicherung mit Werkstattbindung ist ein Sparpotenzial um bis zu 10 % möglich.

Zu den Einsparungen bei der Versicherungsprämie erhalten Sie meist noch weitere Zusatzleistungen. So wird zum Beispiel in vielen Fällen das nicht mehr fahrbereite Fahrzeug von der Werkstatt abgeholt und wieder zurückgebracht. Für die Zeit der Reparatur erhalten Sie häufig von der Partnerwerkstatt einen kostenlosen Mietwagen. Ein weiterer Vorteil: Die Schadensabwicklung verläuft meist unkompliziert, weil der gesamte Vorgang bei den meisten Bindungsvereinbarungen vom Versicherer übernommen wird.

Vorteile für den Kfz-Versicherer

Für die Versicherungsgesellschaft bringt diese Variante der Kfz-Versicherung ebenfalls einige – vor allem finanzielle – Vorteile mit sich. Die Versicherung vereinbart mit den Partnerwerkstätten Reparaturpreise unterhalb des üblichen Marktniveaus und wählt dazu ohnehin günstige und in der Regel freie Kfz-Werkstätten aus. Diese erhoffen sich Zusatzgeschäft und eine stabile Auftragslage. Vertragswerkstätten der Autohersteller sind deshalb meist nicht als zulässige Partnerwerkstätten im Rahmen der Werkstattbindung gelistet.

Nachteile: Qualität, Dauer und Netzwerkdichte

Die wohl größten Nachteile bei einer Versicherung mit Werkstattbindung sind mögliche Mängel bei der Qualität der Reparaturen sowie eine längere Abwicklungsdauer. Die Reparaturkosten, die der Versicherer gegenüber der Werkstatt übernimmt, liegen in der Regel unter dem marktüblichen Durchschnitt. Durch die niedrig angesetzten Preise muss die Werkstatt in derselben Zeit mehr Autos reparieren, um ihren Jahresumsatz zu erreichen. Hinzu kommt, dass es bei einer Werkstattbindung weniger direkten Kontakt zu den Technikern gibt und deswegen auch eine eingeschränkte Mitsprachegelegenheit bei den Reparaturen. Die Werkstätten müssen sich außerdem um Sie als Kunden weniger bemühen, da Sie ohnehin vertraglich gebunden sind. Diese Umstände wirken sich unter Umständen negativ auf Service und Qualität der Arbeiten aus.

Gleichzeitig arbeiten Partnerwerkstätten der Versicherungen personell oft am Limit und planen Reparaturen bereits mehrere Wochen im Voraus. Für Sie als Versicherungsnehmer hat das in der Regel längere Wartezeiten bei Reparaturen Ihres Autoschadens zur Folge.

Außerdem ist die Dichte der Partnerwerkstätten oft sehr unterschiedlich. Womöglich müssen Sie im Schadenfall daher weitere Strecken zurücklegen, als Ihnen lieb ist.

 

Bedingungen der Werkstattbindung

Bei einer Kfz-Versicherung mit Werkstattbindung gehen Sie verschiedene vertragliche Verpflichtungen im Falle eines Kaskoschadens an Ihrem Fahrzeug ein:

  • Der Versicherer entscheidet, in welchen Werkstätten Sie Ihr Fahrzeug nach einem Kaskoschaden reparieren lassen dürfen. Dazu müssen Sie sich direkt nach dem Unfall an die Versicherungsgesellschaft wenden. Diese benennt die zulässigen Betriebe oder weist eine bestimmte Werkstatt zu.
  • Je nach Tarif wird das Fahrzeug von der Werkstatt abgeholt und zurückgebracht. Oft ist diese Leistung jedoch nur auf nicht fahrbereite Autos beschränkt und wenn eine festgelegte Entfernung vom Unfallort zur Werkstatt vorliegt.
  • Lassen Sie Ihr Auto trotz Werkstattbindung in einer anderen Kfz-Werkstatt instandsetzen, hat das Folgen: In der Regel kürzt die Versicherung die Summe und Sie müssen zumindest den Teil der Kosten übernehmen, um den die Reparatur teurer ist als in der Partnerwerkstatt.
  • Je nach Vertragsbedingungen kann eine Vertragsstrafe, die Erhöhung der Selbstbeteiligung oder ein Entzug des gesamten Rabatts fällig werden.
  • Die Werkstattbindung für Ihr Auto gilt nur für Kaskoschäden, die von der Versicherung beglichen werden. Wenn der Unfall im Ausland passiert und ein Schaden vorliegt, der sofort repariert werden muss, entfällt die Bindung an die Partnerwerkstätten des Versicherers in vielen Fällen.

Wichtig: Reguliert die Versicherung einen Haftpflichtschaden an einem anderen Fahrzeug, kann der Unfallgegner selbst entscheiden, in welcher Werkstatt er sein Auto reparieren lässt.

Prüfung der Partnerwerkstätten vor dem Abschluss

Die meist freien Partnerwerkstätten sind in der Regel keine Vertragswerkstätten der Autohersteller und können deshalb ohnehin günstigere Preise für Reparaturen anbieten, zum Beispiel weil sie nicht den strengen Auflagen der Fahrzeugimporteure unterliegen. Denken Sie über eine Kfz-Versicherung mit Werkstattbindung nach, sollten Sie die verfügbaren Vertragswerkstätten des Versicherers auf jeden Fall prüfen. Denn vor allem in ländlicheren Gebieten und in kleinen Städten kann die Abdeckung schlecht sein. Das bedeutet für Sie mehr Aufwand, höhere Fahrtkosten (falls Ihr Fahrzeug noch fahrbereit ist) und längere Anfahrtswege.

Keine Werkstattbindung bei Leasing oder Finanzierung

Wird ein Fahrzeug fremdfinanziert oder besteht ein Leasing-Vertrag, ist die Kfz-Versicherung mit Werkstattbindung meist vertraglich ausgeschlossen. Sie müssen Ihr Fahrzeug im Schadensfall in einer vom Hersteller oder Leasinggeber autorisierten Vertragswerkstatt reparieren lassen. Damit sichern sich die Kreditgeber gegen einen Wertverlust des Fahrzeugs durch unsachgemäße Reparaturen oder gegen die Verwendung von nicht originalen Ersatzteilen ab. In vielen Fällen verdient die Leasinggesellschaft auch an den Reparaturen mit. Die Folge eines Verstoßes gegen die vertraglichen Bedingungen ist häufig eine Kündigung des Leasing- oder Finanzierungsvertrags.

Vorsicht bei Neuwagen-Versicherung

Fragwürdig ist die Autoversicherung mit Werkstattbindung außerdem dann, wenn es um die Versicherung eines Neuwagens geht. Zwar schreibt die Gewährleistung nicht grundsätzlich vor, dass das Fahrzeug in einer Vertragswerkstatt des Herstellers repariert werden soll, allerdings müssen zum Erhalt der Herstellergarantie in vielen Fällen Originalersatzteile eingebaut werden – was bei einer Versicherung mit Werkstattbindung zum Problem werden kann.

Kfz-Versicherung mit Werkstattbindung: Vor- und Nachteile im Überblick

Die Entscheidung eine Autoversicherung mit Werkstattbindung abzuschließen, spart zwar auf den ersten Blick bares Geld, eignet sich allerdings längst nicht für jeden Fahrzeughalter und jedes Fahrzeug. ChipsAway verrät Ihnen alle Vor- und Nachteile dieser Versicherungsvariante:

Vorteile einer Werkstattbindung

  • Einsparungen bei Versicherungsprämie (vor allem für Fahranfänger und hohe Bonus/Malus Stufen interessant).
  • Oftmals Transfair des Fahrzeugs durch die Werkstatt bei Fahruntauglichkeit.
  • Bereitstellung eines Leihwagens (je nach vereinbarung mit kosten verbunden).
  • Meist standardisierte Schadensabwicklung durch die Versicherung.

Nachteile einer Werkstattbindung

  • Unter Umständen mangelnde Reparaturqualität.
  • In der Regel längere Reparaturdauer.
  • Unterschiedlich dichtes Netz an Partnerwerkstätten und dadurch möglicherweise lange Wege.
  • Bei Vertragsbruch: Reduzierung der Schadensbegleichung und Vertragsstrafen.
  • Nicht empfehlenswert für Neuwagen und finanzierte Fahrzeuge.
  • Häufig keine Verwendung von Originalersatzteilen.
  • Möglicher Verlust der Herstellergarantie.

Fazit: Kfz-Versicherung mit Werkstattbindung – ja oder nein?

Autofahrer sollten die Vor- und Nachteile dieser Versicherungsvariante vor Vertragsabschluss gründlich überdenken, da den auf den ersten Blick attraktiven Einsparungen bei der Versicherungsprämie einige relevante Nachteile gegenüberstehen. In allen Fällen wichtig ist eine gründliche Prüfung der Vertragsbedingungen – sowohl der Versicherungsgesellschaft wie auch des Autoherstellers und Verkäufers.
Erfahren Sie mehr zum Thema Autoversicherung und wie Sie die passende Versicherungsart finden.

Häufige Fragen zur Kfz-Versicherung mit Werkstattbindung

Je nach Versicherungstarif ist eine Werkstattbindung eine häufig gesehene Klausel bei der Kaskoversicherung. Sie ermöglicht dem Versicherer, eine spezifische Werkstatt für etwaige Reparaturen festzulegen. Überlegen Sie sich deshalb bereits vor Abschluss einer Polizze, ob Sie auf eine Werkstattbindung eingehen möchten. Diese bietet nämlich neben Vorteilen auch einige Nachteile und ist möglicherweise mit hohen Kosten verbunden, wenn Sie eine Reparatur nicht in der vertraglich festgelegten Werkstätte durchführen (können).

Bei Leasingfahrzeugen hingegen ist eine Werkstattbindung nicht sinnvoll, da der Leasinggeber als Eigentümer selbst meist die Werkstatt vorgibt. Ebenso vorsichtig sollten Sie bei Neuwagen mit Restgarantie sein, da hier meist Vertragswerkstätten vorgeschrieben sind.

Pauschal lässt sich die Frage nicht beantworten, da beide Optionen sowohl Vor- als auch Nachteile aufweisen. Der größte Vorteil bei einer Kfz-Kaskoversicherung mit Werkstattbindung liegt in geringeren Versicherungsbeiträgen. Meist werden von den Versicherungen aber ohnehin günstigere Werkstätten ausgewählt, sodass die Preisersparnis letztendlich Ihre Beiträge senkt. Sie sind jedoch bei allen Reparaturen an diese Werkstatt sowie deren Bedingungen und Preise gebunden, selbst wenn Sie keinen Versicherungsfall am Kfz beheben lassen. Außerdem kann es vorkommen, dass eine freie Werkstatt über weniger Erfahrung mit Ihrer Automarke verfügt als eine Vertragswerkstätte. Wägen Sie das Für und Wider der Werkstattbindung sorgfältig ab, bevor Sie eine Versicherung für Ihr Auto abschließen. Erfahren Sie, wie Sie am besten die passende Autoversicherung finden.

Bei einer Werkstattbindung wird im Versicherungsvertrag festgelegt, dass Sie Reparaturen nur in bestimmten Werkstätten durchführen lassen dürfen. Dabei können Sie von geringeren Versicherungsbeiträgen profitieren, da die Versicherungsgesellschaft bessere Preiskonditionen mit den jeweiligen Werkstätten aushandelt. Meist wird dazu sogar ein kostenfreier Abtransport im Schadensfall organisiert. Gerade bei Neuwagen mit Herstellergarantie sollten Sie aber vorsichtig sein, da hier meist eine Vertragswerkstatt des Kfz-Herstellers vorgegeben wird.

Werkstattbindung hat demnach nicht nur positive Aspekte. Lassen Sie Reparaturen in einer anderen Werkstatt durchführen, kann die Kaskoversicherung möglicherweise den Selbstbehalt erhöhen oder nur Bruchteile der Kosten rückerstatten. Für regelmäßige Inspektionen und Service Leistungen gilt die Werkstattbindung nicht und Sie können hier frei wählen. Zudem sind Sie im Ausland nicht an Partnerwerkstätten gebunden und sind auch hier in der Position, im Schadensfall selbst eine Kfz-Werkstatt auszuwählen.